Carsten
PRINZENTAG AM MITTELMEER
Es war Montag, der 18. November 1996, ein trister, grauer Novembertag, der dazu einlud, mit einigen Gleichgesinnten einen Reisebus in Richtung Mittelmeer zu besteigen.
Ziel der 1.400 Kilometer-Reise war das beschauliche Fürstentum Monaco und das Achtelfinale im UEFA Cup gegen das heimische Team. Die Reise führte durch ganz Deutschland, der Schweiz und Italien bis an die Landesgrenze Monacos. Die Ansage war eigentlich, dass aufgrund des Nationalfeiertages und der Gladbacher Fans, die eine Runde zuvor ihr Unwesen in Monaco getrieben hatten, die Zufahrt für Hamburger Busse vor dem Spiel nicht gestattet wird und alle Busse nach Nizza sollten, um dann per Bahn aus Nizza anzureisen. Unseren Busfahrer ließ diese Ansage kalt und er steuerte den Bus munter ins Fürstentum.

Da Monaco bereits zu dieser Zeit komplett kameraüberwacht war, dauerte es nicht lange, bis uns ein schnieker Polizist auf seinem Motorrad anhielt und uns mitteilte, dass wir eigentlich nicht weiter fahren dürfen. Erstaunlicherweise ließ er sich auf Diskussionen ein und so konnten wir ihn davon überzeugen, dass wir im Bus alle total nett sind, dass was die Gladbacher getan hatten verabscheuen, und uns nur die Stadt angucken und abends zum Fußball wollten. Auch das dauernde Brüllen eines Mitfahrers. „Wo denn nun die scharfe Stephanie sei?“, störte den Ordnungshüter nicht, und er ließ uns unter der Auflage, dass wir uns benehmen sollen und nicht zum Palast raus dürften, passieren. Es folgte ein herrlicher Herbsttag am Mittelmeer, es wurde gebadet, das Volksfest am Hafen genossen (einige zeigten den Losverkäufern auf dem Volksfest auch mal, wie man denn in Hamburg Lose verkauft, was den Umsatz der Bude deutlich erhöhte) und versucht, das große Geld im Automatencasino zu machen.
Hamburger sind total nett!
Dann ging es ins Stadion, in dem wir mit 9.000 fanatischen Fans des AS Monaco ein chancenloses 0:3 des HSV sahen. Interessanter Nebenaspekt: In der 61. Minute wurde beim AS ein recht talentierter Kicker im Alter von 19 Jahren eingewechselt. Wir würden in den kommenden Jahren noch etwas mehr von ihm hören und sehen, diesem jungen Kerl namens Thierry Henry. Die Rückfahrt gestaltete sich etwas schwieriger, da unser Busfahrer sich weigerte zurückzufahren,. da er, nachdem er auf das Rauchverbot im Bus hinwies, doch massiver verbaler Gewalt ausgesetzt war. Aber hier halfen Reden und Entschuldigungen, sodass es gegen Mitternacht zurück auf die Autobahn ging. Auch ein ungewollter Zwischenstopp in der verschneiten Schweiz („Verdammt, warum springt der Scheißbus nicht mehr an?“), konnte uns nicht aufhalten, und so erreichten wir am Mittwochmittag nach knapp 3.000 km und vielen Stunden Busfahrt wieder wohlbehalten den ZOB.