Jens
GLUBB, 2G UND GEKREUZTE HÄMMER
Zwei Spieltage, zwischen denen Grundlegendes passiert
Ja mei, ihr habt (hoffentlich) gemerkt, dass uns der letzte Sonn(en)tag so eingespannt hat, dass wir die Nachlese zum Glubb-Spiel glatt verbaselt haben. Ein herrlicher Septembertag mit Heimspiel vor 21.300 Zuschauern als Sahnehäubchen – was willste mehr? ‚3 Punkte‘, hören wir den Einen-oder-Anderen sagen, aber tatsächlich ist unser Bierglas eher halb voll, als halb leer.
Ein Verein mit ähnlicher Struktur und guter Formkurve gastiert im Volkspark, um reaktiven Underdogfußball wie im Schlauchboot zu Gast beim FC Bayern zu spielen, mit den berüchtigten ‚Nadelstichen aus einer verstärkten Defensive‘. Boring as f***.
Hilfreich für die Gäste war eine ungelenke Aktion unseres ansonsten sehr soliden Debütanten Mario Vuskovic, die den von der wunderbaren Atmosphäre beseelten Stadiongänger beim VAR-Eingriff zunächst etwas ratlos zurückließ. Unsere Truppe putzte sich den Mund ab, und Bobby Glatzel stellte – nicht nur in dieser Szene – seine ansteigende Formkurve mit einem hübschen Kopfballtreffer unter Beweis. Der Pausentee muss auf Ginseng-Basis bereitet worden sein, so dass die Glubberer ein massives Aufmerksamkeitsdefizit für die erneute Führung nutzten. Darüber hinaus waren kaum nennenswerte Aktivitäten zur aktiven Spielgestaltung zu vermelden, auch wenn die Statistik immerhin 8 Torschüsse gegenüber unseren 16 auswies. Hierzu gesellte sich ein Ballbesitz von 70:30 und ein Eckenverhältnis von 12:3. Und so wurde wieder angerannt, mit einem Jonas David als ballverteilendem Quarterback und einem immer stärker aufspielenden Sonny Kittel, der letztlich auch die Flanke auf den erneut durchsetzungstarken Glatzel zum mehr als verdienten 2:2-Ausgleich servierte.
Zwei Comebacks in einem Spiel. Zum Sieg reichte es nicht mehr, und doch:
Bei allen Schwitzehändchen im Fall der filigranen Ballstafetten in-und-um den eigenen 16er, bei allem Ärger über Sekundenschlaf und verschenkte Punkte: Man verlässt letztlich das Stadion im zufriedenen Bewusstsein, hier einem Team bei der Arbeit zuzusehen, das vom Trainer mit einer klaren Spielidee auf den Platz geschickt wird, und das diese auch über weite Strecken sehr ansehnlich umsetzt. Dazu aber ein bisschen mehr nach 10 Spieltagen, dem ominösen Zeitpunkt, an dem im Fußball ein erstes Zwischenfazit fundiert erscheint.
Um eine holprige Überleitung von der wirklich schönen Stimmung im zu einem guten Drittel gefüllten Volkspark zur Tagesaktualität zu finden:
Das ‚G‘ wurde bis 2021 in erster Linie als Ausdruck für die Gravitation, umgangssprachlich ‚Schwerkraft‘ verstanden. 1G = ‚Normalbeschleunigung‘ einer Masse zur Erde, 4G = Colossus Downhill im Heidepark, 11G = Haarnadelkurve im Eurofighter.
Jetzt also ‚2G‘ oder ‚3G‘, nur im komplett anderen Kontext. Das Heimspiel gegen die Fortuna findet nun unter Anwendung der 2G-Regel statt. Die Politik legt die Wahl in die Hände der privaten Veranstalter, und selbst wenn man das gesundheits-/ordnungspolitisch kritisch sehen mag, bleibt es doch für den HSV die einzig handhabbare Lösung, um schon kurzfristig eine gesunde Wirtschaftlichkeit wiederherzustellen und der breiten Masse der Fans in diesem Zuge ein prä-pandemisches Stadionerlebnis zu ermöglichen. Das ist tragisch für die wenigen Fans, die medizinisch indiziert kein Impf-‚G‘ erhalten können; alle anderen bisher Ungeimpften treffen selbst eine Entscheidung für sich. Die Umsetzung wird mit einer weiteren Initiative einer ‚Late-Night-Impfung‘ – inkl. J&J ‚one-shot‘ morgen, am Freitag zwischen 11 und 23h im VIP-Bereich des Volksparks unterstützt. Gut so! Man darf gespannt sein auf das Flutlichtspiel am 16. Oktober…

Flutlicht gibt es zunächst einmal morgen in Aue bei der ehemaligen BSG Wismut mit den gekreuzten Hämmern. Ihr kennt unsere kleine Schwäche für den Stehaufmännchen-Verein aus dem Erzgebirge, der mit seiner im Stadion gereichten Spezialität, dem ‚Nudeltopp‘, zwei Jahre vor uns wieder in Liga 2 angekommen ist – allerdings von unten her. Ein äußerst schwacher Saisonstart kostete den erst im Sommer verpflichteten Coach Shpilevski seinen Stuhl, und Interimstrainer Marc Hensel muss gleich auf eine ganze Reihe verletzter Stammspieler verzichten.
Ein waidwunder Gegner ist nun gerade keine Konstellation, die dem erfahrenen HSV-Fan ein Lächeln ins Gesicht zaubert, aber ist halt kein Wunschkonzert, nä! Vielmehr freuen wir uns auf die Rückkehr von Captain Schonlau, dessen Ruhe eines Bierkutschers in dem ganz sicher heißblütigen Erzgebirgestadion wichtig sein dürfte. Wir sind gespannt auf diese nächste Reifeprüfung und wünschen den 500 Awayfahrern viel Spaß!
Nur der HSV!
