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  • AutorenbildMaxim Baller

Fast 100 Zeilen unreflektiertes Rumgejammer – Eine Spieltags Kolumne von Maxim Baller


Ich beschränke mich hier auf Dinge, die ausschließlich den Fußballsport im weiteren Sinne betreffen und dem damit verbundenen Wirken des Hamburg-Sport Vereins. Im ebenso weiteren Sinne, oder auch in einem engeren Sinne, je nach Bedarf.

Spieltag Numero 9, zweite Länderspielpause in dieser Saison, von der Tabellenspitze grüßt der Stadtteilverein und auf bzw. für Schalke ist unser ehemaliger Torgarant Simon Terodde „on fire“. Gerne schaue ich an solchen Meilensteilen in den Rückspiegel: zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison waren wir mit 17 Punkten Tabellendritter, ulkiger Weise hinter Fürth und Bochum, die Teams, die dann zum finalen Einlauf noch einmal die Plätze tauschen sollen, aber dennoch den direkten Aufstieg gepflegt unter sich aus machen. Was die beiden Teams heute davon haben, kann man mit einem Blick auf die Tabelle der Bundesliga 1 sehr einfach ablesen. Nichts.

Mir als jahrzehntelangem Anhänger des HSV stellt sich wieder die Frage, was eigentlich beschissener ist: in der 1. Liga zu spielen oder in der der 2. Liga zu spielen. Klingt ein wenig bescheuert, soll aber verdeutlichen, dass wir uns eigentlich in einer multitoxischen Dilemma-Situation befinden.


Selbstverständlich ist es nicht nur cooler, sondern auch kommerziell attraktiver, in der 1. Bundesliga zu spielen. Der sehr große Aufwand der vergangenen drei Jahre war vergebens, der Gewaltakt ist gescheitert.

Orgelt man jetzt die nächsten, sagen wir mal 10 Jahre brav in Liga 2 rum, wird dann ein „zufälliges“ Aufstiegsereignis genauso ein Schuss ins Knie werden, wie bei den oben beschriebenen Clubs. Ein Aufstieg mit einem angepassten und schlussendlich eingefahrenen Kader ist möglich, aber wie soll man bitte schön den Sprung in eine, zunächst mittelfristige und dann dauerhaft gesicherte 1 Liga Existenz hinbekommen? Es dürfte weitestgehend unmöglich sein, das hinzubekommen. Die 1. Bundesliga ist bereits ein „closed Shop“. Erst wenn die sog. Superleague auf europäischer Ebene kommen sollte, wird das auch einen Neuordnungseffekt in den Ländern haben und auch dort wird sich dann dabei ein anderes Kriterium durchsetzen als die bloße sportliche Qualifikation für einen Ligabetrieb. Die große Frage bleibt aber, ob das dann der Fußball sein wird, für den sich die Mehrheit der herkömmlichen Fußballfans begeistern mag. Der Fan-Ausschluss zur Pandemie hat gezeigt, dass Fußball gut und gerne ohne Fans funktioniert. Die Rückkehr der Fans in die Kurven, im Rahmen des Zurückfahrens der Maßnahmen gegen die Covid-Pandemie, erfolgt ja gerade nicht so reibungslos, wie man es gerne hätte. Die Entscheidung einiger Vereine, das sog. 2G Modell (was in seiner Sinnhaftigkeit zur Pandemie-Kontrolle absolut unstrittig ist!) für sich zu adaptieren, ist aus kommerziellen Erwägungen absolut nachvollziehbar. Nur gibt es den konventionellen Fans das ungute Gefühl, gern gesehener Umsatzbringer zu sein. Und sonst nichts.


Seit der diesjährigen EM und den damit verbundenen TV-Übertragungen, ist eine banalisierende Instrumentalisierung der Fans an sich zu beobachten. Die Kameras ergötzen sich an besonders clownesque ausstaffierten Hornochsen. Masterclass dabei ist dann das scheinbar beiläufige Filmen von gutaussehenden blonden Frauen. Das alles auch dann, wenn das Spielgeschehen irgendwie noch (mit) läuft.

Parallel dazu hat sich das Lebenselixier des bezahlten Fußballs, die TV-Übertragung, dermaßen chaotisiert, als dass nicht einmal der geneigteste Fußballkonsument mehr den Durchblick hat, wo denn nun welche Liga, welcher Wettbewerb, an welchem Wochentag, auf welcher Plattform und hinter welcher Bezahlschranke gerade läuft. Mit dieser Fernsehflut geht auch eine schier unendliche Laberflut von Kommentatoren und ihren Sidekicks/Experten einher. Die meisten Kommentatoren sind erträglich, einige Experten machen ihre Sache sehr gut. Aber es auch das krasse Gegenteil davon. Die absolute Krönung sind die Kommentatoren, die ohne Sidekick auskommen müssen und so dermaßen labern und rhabarbern, dass man sich einen Fritz Klein ans Telefon zurückwünscht. Naja, vielleicht wird man auch nur alt. Wie eingangs gesagt, Spieltag 9 und die Einordnung. Ich kenne eigentlich niemanden, der völlig begeistert vom „Walter-Fußball“ ist. Der „Hoch-Intensitäts-Fußball“ wirkt stellenweise sehr schön und ansprechend und mit der notwendigen Qualität in der Mannschaft kann man das durchgehend praktizieren. Wenn man aber, auch bei gelungenen Spielen, immer das leidige Gefühl hat, dass die Mannschaft zu 15-20% untermotorisiert ist, kann das nicht ewig mit der hohen Intensität gut gehen.

Ein Spiel wie das in Aue hat dann einfach belegen können, dass ein kleiner Störfaktor ausreichend ist, das ganze Setup so zu beeinträchtigen, dass noch mehr Leistung ausgekoppelt wird und damit nicht wie benötigt zur Verfügung steht. Das in Verbindung mit dem von Haus aus eingepreisten Delta, stellt die Mannschaft vor eine kaum zu bewältigende Herausforderung.


Irgendetwas fehlt und es ist nach meiner Meinung nicht der Wille der Mannschaft, die uns aktuell zur Verfügung steht.

Einordnung, immer noch. Drei Punkte weniger als in der letzten Saison am 9. Spieltag, was nicht unwertig erscheint. Der Abstand zu Platz 1 beträgt heute 5 Punkte, in der letzten Saison war es nur 1 Punkt. Wir sind die letzten 3 Jahre immer ¾ der Saison in der Spitzengruppe herumscharwenzelt. Gebracht hat es außer trügerischer Hoffnungen gar nichts.


Das Spiel gegen Aue hatte etwas in/an sich, was komisch war. Folglich waren diese Klamauk-Tore die logische Konsequenz, aus was auch immer. Vielleicht wäre es in der Tat besser gewesen, wenn man am Vortage angereist wäre. Vielleicht hätte der Zeugwart das isotonische Pausengetränk linksherum rühren sollen, anstatt rechtsherum.


In diesem Sinne

Nur der HSV!

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